Demenz-Label-Prozess
Das Demenz-Label ist nicht als neue und zusätzliche Anforderungsbeschreibung an stationäre Pflegeeinrichtungen konzipiert worden, sondern ergänzt die bestehenden Anforderungen um Spezifizierungen bezüglich des Themas Demenz. Im Rahmen des Prozesses soll überprüft werden, ob einer Pflegeeinrichtung bescheinigt werden kann, dass sie in der stationären Betreuung demenziell veränderter Menschen eine besondere Kompetenz nachgewiesen hat. Sowohl Management als auch die Mitarbeiter/innen der Pflegeeinrichtung werden zu einem Prozess der Selbstreflexion angeleitet. Vorhandene Strukturen und Kontexte, laufende Prozesse sowie eigens gesetzte Ziele sollen dabei kritisch reflektiert und mit den Bedürfnissen der demenziell veränderten Menschen in Übereinstimmung gebracht werden. Haltungen und Handlungsweisen von Leitungskräften und Mitarbeiter/innen stehen dabei im Zentrum des Ansatzes.
Das Demenz-Label verfolgt einen reflexiven und systemtheoretisch begründeten Ansatz. Dieser thematisiert und bewertet sowohl auf der inhaltlichen (substanziellen) als auch auf der formalen (kategorialen) Ebene die von der Einrichtung erstellte Selbstanalyse (Verfahrensschritt 3) und ihre Selbstbewertungsfähigkeiten (Verfahrensschritt 4). Darauf aufbauend wird mit Hilfe eines Auditverfahrens eine Fremdbewertung (Verfahrensschritt 5) vorgenommen. Sämtliche Verfahrensschritte des Prozesses dienen einer produktiven Autokatalyse der Pflegeeinrichtung; das heißt, sie regen mit Hilfe systemeigener Mittel zur Selbständerung der Einrichtung durch sich selbst an und zwar dort, wo es für eine fachgerechte Pflege und Betreuung demenziell veränderter Menschen erforderlich und für die Einrichtung hilfreich ist. Dabei geht der Ansatz von der Annahme aus, dass Pflegeeinrichtungen sich nur selbst - aus sich heraus - ändern können; das aber nicht immer ohne Anregung von außen tun. Eine derartige externe Anregung erfordert stets die entsprechende Kenntnis der organisationsinternen Strukturen und Prozesse. Es braucht also geeignete und passende "Störungen", die dazu führen, dass Einrichtungen die gewünschten strukturellen Änderungen dauerhaft (zeitstabil) vornehmen. Hierbei muss die Identität der jeweiligen Pflegeeinrichtung gewahrt bleiben. Anstoß zur Selbstdiagnostik, Reflexionsanregung und die Vermittlung von anderen (als den bekannten) Handlungsmustern sind somit zentrale Operationen des Demenz-Label-Prozesses.